Wie sieht der deutsche Durchschnittsspieler aus?

Der deutsche Glücksspielmarkt wird neu reguliert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Spielerschutz. Doch wen gilt es eigentlich zu schützen? Wir haben uns den deutschen Durchschnittsspieler genauer angesehen.

Offizielle Zahlen zum deutschen Spielverhalten

Zum 1. Juli 2021 tritt der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft. Dann können Internet Casinos verstärkt Lizenzen der deutschen Bundesländer beantragen. Die Lizenzen sind jedoch an Auflagen gebunden. Diese Auflagen betreffen insbesondere den Spielerschutz. Doch wer ist eigentlich der typische deutsche Glücksspieler? Nicht zuletzt dieser Fragen widmete sich eine Studie des Branchendienstes CasinoOnline.de.

Für die Studie wurden 1000 Teilnehmer über einen Zeitraum von zwei Monaten zu ihrem Spielverhalten, ihrer Motivation zum Glücksspiel und ihren Präferenzen befragt. Der Studie zufolge ist der durchschnittliche deutsche Glücksspieler männlich und zwischen 25 und 44 Jahren alt. Auch zum Einkommen wurden die Studienteilnehmer befragt. 61% der deutschen Glücksspieler sind demnach angestellt, 17% nicht berufstätig. 34% der Befragten gaben ein monatliches Nettoeinkommen von bis zu 1000 EUR an. 36% verdienen demnach bis zu 1800 EUR.

Jeder dritte deutsche Glücksspieler spielt mehrmals pro Woche in Onlinecasinos. 21 % gaben sogar an, täglich dort zu spielen. 59% der Spieler präferieren im Online Casino demnach Spiele, die auch in Casinos der realen Welt anzutreffen sind. Besonders beliebt sind der Untersuchung zufolge Spielautomaten (populär bei 93%) und progressive Jackpots (68%). Bei der Wahl eines Onlinecasinos achten deutsche Glücksspieler vor allem auf Bonusangebote. 66 % gaben an, dies zu den wichtigsten Kriterien zu zählen. Knapp dahinter lag mit 63% die Spielauswahl.

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Spieler ziehen Casinos mit deutscher Lizenz vor

Der Markt für Online Glücksspiele wächst weltweit sehr dynamisch. Für den deutschen Markt erwarten Branchenkenner durch die Liberalisierung einen zusätzlichen Wachstumsimpuls. Bis zum Jahr 2024 könnte der Bruttospielumsatz unter deutscher Lizenz 1,9 Milliarden EUR erreichen. Dies ginge nicht zuletzt zulasten der Anbieter, die im deutschsprachigen Raum derzeit mit Lizenzen aus anderen EU-Mitgliedstaaten aktiv sind.

Der Grund: Spieler aus Deutschland dürften sich gezielt für Casinos mit deutscher Lizenz entscheiden. Studien gehen davon aus, dass 62% der Spieler eine solche Entscheidung treffen würden. Lediglich 38 % würden trotz der neuen, in Deutschland lizenzierten Anbieter weiterhin bei Casinos aus anderen EU-Mitgliedstaaten spielen.

Spieler schätzen Boni und Freispiele besonders

Dass 66 % der Spieler Bonusangebote zu den wichtigsten Auswahlkriterien für Casinos zählen, erklärt die intensiven Bemühungen vieler Casinos in diesem Bereich. Es gibt mittlerweile fast kein Casino mehr, das nicht mit irgendeiner Art von Bonusangebot wirbt. Bei manchen Anbietern erhalten Neukunden Free Spins ohne Einzahlung, andere stocken die Einzahlungen ihrer Kunden um das Doppelte oder Dreifache auf.

Tatsächlich gibt es mittlerweile eine Menge Spieler, die gezielt nach Bonusangeboten suchen und diese in mehreren Casinos nacheinander in Anspruch nehmen. Die Branche ist offensichtlich zu hohen Investitionen in die Kundengewinnung bereit – schließlich gelten Marktanteil und Markenbekanntheit in einem Markt voller Wachstumsperspektiven als besonders wichtig.

Wird der Spielerschutz wie gewünscht eingehalten?

Nicht zuletzt aufgrund des erwarteten Wachstums hat auch der deutsche Staat ein Auge auf das Glücksspiel im Internet geworfen. Der Finanzminister erhofft sich offenbar Einnahmen – die nach der Coronakrise dringender denn je benötigt werden.

Neben Steuereinnahmen gibt es jedoch ein wichtiges, weiteres Ziel des Gesetzgebers. Der Glücksspielmarkt soll kanalisiert und in lizenzierte Bahnen gelenkt werden. Dadurch will der Gesetzgeber auch den Spielerschutz stärken. Deshalb erhalten Casinos in Deutschland Lizenzen nur unter recht strengen Auflagen. So soll ein monatliches Einzahlungslimit in Höhe von 1000 EUR gelten – und zwar für alle deutschen Casinos zusammen. Außerdem sollen Spieler pro Spin an einem Spielautomaten maximal 1 EUR einsetzen dürfen.

Ob diese Maßnahmen wirken, ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Studienergebnisse von CasinoOnline fraglich. So setzen die meisten Spieler der Untersuchung zufolge maximal 0,50 EUR pro Dreh ein. Das Limit von 1 EUR würde so nur für wenige Einzelfälle greifen.

Fraglich ist die Wirksamkeit des geplanten Spielerschutzes auch aufgrund neuerer Pläne. Finanzministerien mehrerer Bundesländer schlagen Steuern auf den Einsatz vor – etwa 8% bei Slots. Experten gehen davon aus, dass die Wirkung der Liberalisierung bei einer Umsetzung dieser Pläne verfehlt würde.

Der Grund: Das Spiel wäre für Spieler aufgrund der Steuer weitaus weniger attraktiv als die Angebote unter ausländischer Lizenz aus der EU. Zum Vergleich: Bei einem durchschnittlichen Spielautomaten werden 96% der Einsätze wieder an die Spieler ausgeschüttet. 4% behält das Casino. Eine Steuer von 8% auf die Einsätze würde den kombinierten Haus- und Staatsvorteil somit verdreifachen.

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